Tag der Westfälischen Kirchengeschichte 2025 in  Paderborn

 

„Ad Fontes!“ – „Zu den Quellen!“ war ein wichtiger Leitsatz der Humanisten. Im übertragenen Sinne kann er auch als Motto des Tages der Westfälischen Kirchengeschichte 2025 in Paderborn gelten: Kirchengeschichtliche Arbeit ist nicht zuletzt Arbeit an den historischen Quellen. Und auch die Paderborner Abdinghofkirche liegt im Paderquellgebiet. Ihre neu eingebaute Fußbodenheizung wird mit dem Quellwasser der Pader betrieben. Auch der biblische Text der Morgenandacht sprach von einer Quelle, aus der das Wasser des ewigen Lebens quillt (Joh 4,14).

 

Die Eröffnung am 12. September erfolgte durch den Vorsitzenden Herrn Prof. Dr. Christian Peters. Grußworte wurden für die Stadt, durch die stellvertretende Bürgermeisterin Frau Sabine Kramm, den Evangelischen Kirchenkreis Paderborn, durch den Superintendenten Herrn Volker Neuhoff (in Vertretung), und für die Gastgebergemeinde, durch den Pastor loci Herrn Dr. Eckhard Düker, gesprochen.

Den ersten Vortrag hielt Herr Dr. Michael Burger (Freiburg im Breisgau) zum Thema „Kirchenfenster in Kriegszeiten. Die mittelalterlichen Glasmalereien Soests im und nach dem Zweiten Weltkrieg“. Burger konzentrierte sich vor allem auf die Soester Wiesenkirche und zeichnete das Bild der eindrücklichen Geschichte der Glasmalerei der Wiesenkirche vom Mittelalter über den Historismus bis zum Zweiten Weltkrieg. Er zeigte auf, dass nicht immer alles, was alt erscheint, auch wirklich alt ist. Spannend war auch die Verbindung der Soester Wiesenkirche mit der Paderborner Abdinghofkirche und dem Kölner Dom. Sie sind allesamt Bauwerke, die von Kaiser Wilhelm I. in unterschiedlicher Form gefördert wurden. Michael Burgers Beitrag wird in erweiterter Form im kommenden Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 2025 nachzulesen sein.

Prof. Dr. Christian Peters (Münster) referierte über „die Soester Kirchenordnung von 1532 und ihre Wiedererweckung durch die ‚Kurze Erinnerung‘ (1575) des Simon Musaeus (1521-1576)“ und zeigte, dass Musaeus in seiner „Kurzen Erinnerung“ Themen des alltäglichen Gemeindelebens anspricht, die heute nicht aktueller sein können: Marode Schulen oder ein schlecht funktionierendes Sozialwesen. Dabei übt er nicht nur Kritik, sondern zeigt auch Wege auf, wie die Probleme angegangen werden können. Auch dieser Beitrag wird in ausführlicher Form im kommenden Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte 2025 nachzulesen sein.

Am Abend referierte Pfarrer Dr. Eckhard Düker (Paderborn) zum Thema „1000 Jahre Abdinghof. Zum Abschluss der Renovierung der Abdinghofkirche“. Die Geschichte des Abdinghofs sowie die Renovierungsmaßnahmen wurden anhand von Bildern dargestellt. Pfarrer Düker gab einen Einblick in die Geschichte der Abdinghofkirche von ihrer Erbauung unter Bischof Meinwerk, ihre Zweckentfremdung als Futtermagazin und Pferdestall durch napoleonische Truppen, über ihre Zerstörung und der Wiederaufbau im und nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu den umfassenden Renovierungsarbeiten, die damit begannen, dass man der Abdinghofkirche „nur“ einen neuen Anstrich zukommen lassen wollte.

 

Der zweite Tag der Tagung, Samstag, der 13. September, begann mit einer eindrücklichen Morgenandacht in der Krypta der Abdinghofkirche. Sie wurde durch den bisherigen 2. Vorsitzenden des Vereins, Pfarrer Thomas Ijewski (Freudenberg), gehalten. Bei der abschließenden Mitgliederversammlung wurde ein neuer Vorstand für den Zeitraum 2025-2029 gewählt.

Anschließend referierte Prof. Dr. Jürgen Kampmann (Löhne-Obernbeck) zum Thema „Die Stuttgarter (Schuld-)Erklärung des Rates der EKD vom 18./19. Oktober 1945 – und ihr Weg über Westfalen in die Welt“. Kampmann verdeutlichte, dass das Stuttgarter Bekenntnis in einer theologischen Tradition steht. Bereits durch die Synode der altpreußischen Union wurde schon 1943 vor dem Volk öffentlich anhand des fünften Gebotes die eigene Schuld bekannt. In Stuttgart fand sodann eine theologische Selbstanklage, ein Zuspruch der Solidarität der Schuld verbunden mit einem hoffnungsvollen Erwarten eines von Gott gegebenen neuen Anfangs statt. Durch den anglikanischen Bischof George Bell kam die Erklärung über Bielefeld und Münster nach England. In Westfalen kam Bell dezidiert auf die Stuttgarter Erklärung zu sprechen und formulierte auch seinerseits ein an die anglikanische Liturgie anknüpfendes Schuldbekenntnis vor Gott. Erst durch ihre Veröffentlichung in deutschen Tageszeitungen wurde aus der Stuttgarter Erklärung ein politisches Dokument.

 

Der nächste Tag der Westfälischen Kirchengeschichte wird 2026 in Bielefeld-Dornberg stattfinden. Weitere Informationen folgen an dieser Stelle im Frühjahr.