Grundriss der Kirche St. Maria zur Wiese, Soest: Logo des Vereins für Westfälische Kirchengeschichte e.V.
Der Verein hat sich die wissenschaftliche Erforschung der westfälischen Kirchengeschichte zur Aufgabe gemacht. Er will das Interesse an kirchlicher Vergangenheit in allen Kreisen der Gesellschaft anregen und vertiefen.
Für das kirchliche Leben der Gegenwart ist es eine wichtige Voraussetzung, über die lokale und regionale Geschichte, die Land und Leute geprägt hat, im Bilde zu sein. Dazu will der Verein beitragen.
Insbesondere sieht es der Verein als seine Aufgabe an, Hinweise zur Erforschung wichtiger Sachgebiete und Themen zu geben und beratend bei der Bearbeitung zur Seite zu stehen.
Ein doppeltes Jubiläum galt es bei unserem diesjährigen Tag der Westf. Kirchengeschichte zu feiern:
125 Jahre Verein für Westfälische Kirchengeschichte und 750 Jahre Stadtarchiv Soest.
In der Hohnekirche erwarteten die Teilnehmenden Vorträge mit einem weiten Spektrum, zeitlich beginnend mit dem 16. Jahrhundert und endend mit der digitalen Zukunft eines Kirchenarchives. Eine Exkursion zum neuen Soester Stadtarchiv sowie eine Stadtführung rundete die Tagung ab.
Neben dem Verein für westfälische Kirchengeschichte gehörten auch der Verein für Geschichte und Heimatpflege Soest e.V. und das Stadtarchiv und die Wissenschaftliche Stadtbibliothek Soest zu den Veranstaltern.
Die Tagung fad hybrid statt, die Vorträge wurden auch bei YouTube veröffentlicht. Die Links sind hier auf der Website zu finden.
Schon der Gründungsimpuls unseres Vereins kam aus Soest. In der Zeit vom 9. bis zum 26. September 1893 tagte hier die 20. Westfälische Provinzialsynode und beschloss die Berufung eine „Commission für Kirchliche Heimatkunde“. Sie war die direkte Vorstufe des Vereins.
Die eigentliche Gründung erfolgte, fast auf den Tag genau zu unserer Tagung vor 125 Jahren, am 27. September 1897 in Hagen als „Verein für evangelische Kirchengeschichte der Grafschaft Mark und der angrenzenden Kreise“. Die erste Satzung (1897) bestimmte als Vereinzweck „die Erforschung, Veröffentlichung und Bearbeitung aller auf die Kirchengeschichte der Grafschaft Mark und der abgrenzenden Kreise bezüglichen Urkunden und Nachrichten unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte der einzelnen Kirchengemeinden.“ Man blicke einmal in unser Tagungsprogramm. Die Gründerväter wären durchaus zufrieden .
Im Laufe der Zeit hat der Name des Vereins mehrfach gewechselt. Man kann das gut am Titel der Jahrbücher ablesen. Die Beschränkung auf die Grafschaft Mark und die evangelische Kirchengeschichte fielen, heute wissen wir uns für ganz Westfalen und Lippe zuständig und sind bewusst ökumenisch ausgerichtet: „Verein für Westfälische Kirchengeschichte e.V.“ Die aktuelle Satzung (1997) bestimmt die Ziele und Aufgaben des Vereins wie folgt: „Der Verein dient der Erforschung der westfälischen Kirchengeschichte. Er betreibt und fördert die wissenschaftliche Arbeit daran. Er will das Interesse an kirchlicher Vergangenheit in allen Kreisen der Bevölkerung anregen und vertiefen. Insbesondere sieht es der Verein als seine Aufgabe an, Anregungen zur Bearbeitung wichtiger Probleme und Sachgebiete zu geben und den Bearbeitern solcher Gegenstände beratend beizustehen.“ Die jungen Leute, die bei unserer Tagung vortragen, darunter auch solche aus der Börde, wissen genau, wovon da die Rede ist.
Der Verein veranstaltet jährlich und an wechselnden Orten einen „Tag der Westfälischen Kirchengeschichte” (zugleich Mitgliederversammlung). Außerdem unterhält er schon seit 1958 gemeinsam mit dem Rektorat der Westfälischen Wilhelms-Universität das mit einer großen und weiter wachsenden Bibliothek ausgestattete „Institut für Westfälische Kirchengeschichte“ an der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Münster. Wir verstehen uns bewusst als Dienstleister.
Seit 1899 gibt der Verein das „Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte“ heraus (in diesem Jahr Band 118, 2022). Dazu kommen seit 1974 die gemeinsam mit dem Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen in Bielefeld verantworteten „Beiträge zur Westfälischen Kirchengeschichte“ (Neue Folge der Beihefte zum Jahrbuch, 1-9, 1954-1966 und 10, 1983) heraus (in diesem Jahr Band 47, 2022). Eine Geschichte des Vereins bis zur Schwelle des 21. Jahrhunderts erschien 1999: Ulrich Rottschäfer, Verein und Jahrbuch für Westfälische Kirchengeschichte. Ein Rückblick aus Anlaß des 100jährigen Bestehens (JWKG 94, 1999). Sie kann, wie alle Serviceangebote, auch auf unserer homepage (www.vwkg.de) abgerufen werden.
Unter den meist lange Zeit amtierenden Vereinsvorsitzenden waren auch bekannte Soester, so insbesondere von 1907 bis 1928 der Soester Pfarrer Dr. Hugo Rothert (St. Thomae), seit 1920 Professor. Der aktuelle Vorsitzende (seit 2010) war Schüler des Soester Archigymnasiums.
Der Verein arbeitet mit zahlreichen Partnern im In- und Ausland zusammen. Traditionell eng sind dabei nicht nur die Kontakte zum Landeskirchlichen Archiv in Bielefeld, sondern auch die zum „Stadtarchiv und zur Wissenschaftlichen Stadtbibliothek in Soest” und zum „Verein für Geschichte und Heimatpflege Soest e.V”. In diesem Jahr gemeinsam mit diesen Dreien feiern zu können, noch dazu in der schönen Hohnekirche und den neuen, modernen Räumlichkeiten des schon vor 750 Jahren erstmals aktenmäßig erwähnt Soester Archivs als zweitem, weit über die Region hinaus bedeutsamen Geburtstagskind, macht uns sehr froh und aufrichtig dankbar.
Wir haben ein facettenreiches und ganz bewusst auf den Ort unserer Zusammenkunft bezogenes Tagungsprogramm zusammengestellt und laden herzlich ein, beide Jubiläum, das kleine des Vereins, wie das große des Archivs, zusammen mit uns zu feiern. Denn: Historische Arbeit, sei es nun im Verein oder im Archiv, weitet den Horizont. Es hilft einem, über den eigenen Tellerrand hinauszusehen. Und manchmal macht es einen so zu einem glücklicheren Menschen.
Prof. Dr. Christan Peters, 1. Vorsitzender